FarbwirkungFür Janine Thoms spiegeln Farben und Formen das tiefste Innere wider. Sie ist ambitionierte Künstlerin und beantwortet für uns, den Staffeleien-Shop.de, die Frage, wie Farben wirken können und wie sie mit der Farbwirkung arbeitet.

Die Farbwirkung im abstrakten Künstlerbereich

Rot ist die Liebe, Grün die Hoffnung und Lila der letzte Versuch. Jeder kennt diese Farbwirkungen. Recherchiert man im Internet danach, findet man schnell wissenschaftliche Abhandlungen. In der Psychologie setzt man schon lange Farben gegen Depressionen, Ängste, Nervosität und innerer Unruhe ein.

FarbwirkungUnd ja, wenn wir vor einem Kunstwerk stehen oder sitzen, beeinflussen nicht nur Aufbau und Technik, sondern vor allem auch die Farbwahl unsere Gedanken und Emotionen. Doch wie steht es eigentlich mit dem Künstler selbst? Erscheint das fertige Bild bereits vor seinem inneren Auge und wird danach auch die Farbe ausgewählt? Im Realismus ist diese Frage natürlich irrelevant, denn der Künstler/die Künstlerin erschafft eine Kopie dessen, was er sieht. Bildaufbau und Farbgebung sind vorgegeben. Aber im abstrakten Bereich, im Impressionismus und vor allem auch im Expressionismus weicht der Künstler/die Künstlerin bewusst von der Realität ab. Wie wählt er oder sie also die Farbe aus? Meine aktuelle abstrakte Bildserie zum Thema „Im Rausch der Gefühle“ beschäftigt sich mit Emotionen, genauer gesagt mit meinen eigenen Gefühlen.

Die Wirkung der Farbe im Rausch der Gefühle

Gefühle spielten in meinem Leben schon immer eine sehr starke Rolle. Ich bin, wenn Ihr so wollt, ein absoluter „Bauch-Mensch“. Treffe ich rein rationale Entscheidungen, sind es die Falschen. Verlasse ich mich hingegen auf mein Gefühl, liege ich genau richtig. Dieses Wissen hat mich beim Anfertigen einiger Kunstwerke irgendwann zu der Frage geführt, ob auch die Wahl der Farbe von meinen Gefühlen beeinflusst wird. Ich habe daher irgendwann angefangen, nicht mehr nach Motiven für mein nächstes Werk Ausschau zu halten. Im Gegenteil: Ich stand vor der weißen Leinwand und griff zu der Grundfarbe, die mich eben in genau diesem Moment ansprach. Die meisten Werke sind mit dem Spachtel entstanden. Interessant ist hier für mich vor allem der Farbverlauf, wenn ich eine zweite und eine dritte Farbe mit dem Spachtel auftrage und sich Mischungen wie zufällig ergeben. Bei meiner eigenen Farbwahl konnte ich etwas Erstaunliches beobachten: Wenn negative Gefühle vorherrschen, wähle ich intuitiv nicht schwarz oder andere trübe Farben, was man vermuten könnte. Nein, ich wähle leuchtendes Rot, feuriges Gelb-Orange oder frühlingsfrisches Grün. Es ist, als würde mein Innerstes mir sagen: „Hallo, Schluss jetzt mit Negativität. Das Leben ist schön!“

Interpretation der Farbwirkung

FarbwirkungInteressant finde ich immer, dass Menschen meine Bilder völlig unterschiedlich interpretieren. Das ist gut so, denn Kunst ist frei. Sie ermuntert den Betrachter, seinen eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen. Und der Künstler hat die Freiheit, sie anzuwenden, mit ihnen zu spielen und in ihnen einzutauchen. Er kann sich für einige Stunden verlieren, nur um sich danach vollkommen frisch und erholt wieder zu finden. Wenn Ihr nun meine Werke betrachtet, könntet Ihr vielleicht denken, ich hätte sehr häufig „negative“ Gefühle, denn leuchtende Farben gehören quasi zu meinem Markenzeichen. Meistens zieht es mich tatsächlich nach einem anstrengenden Arbeitstag, nach extremer Lärmbelastung oder auch nach Konflikten in mein Atelier. Also immer dann, wenn nicht unbedingt ich diejenige bin, die negative Gefühle hat, aber immer, wenn negative Einflüsse versuchen, sich meiner inneren Ruhe zu bemächtigen. Die Anwendung leuchtender Farben ist meine Art, mit alltäglichen Belastungen fertig zu werden und zu mir zu finden. Gefühle sind dabei nur kurzlebig und eine Momentaufnahme.

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