1983 gründete Eske Nannen die Emder Malschule. Drei Jahre später eröffnete die von ihrem Ehemann Henri Nannen gestiftete Kunsthalle Emden, beide Institutionen gehörten fortan unter dem Dach der Stiftung Henri Nannen“ zusammen. Die Kombination von Museum und Malschule ist eine bis heute in Deutschland nahezu einmalige Konstellation. Das 30jährige Bestehen der Malschule in diesem Jahr wird aber nicht mit traditionsbewusstem Rückblick, sondern mit einer quicklebendigen Werkschau von aktuellen Arbeiten aus den laufenden Kursen und Werkstätten gefeiert. Sie läuft in der Kunsthalle vom 1. Juni bis zum 8. September 2013.

Mit Kunst gestärkt durchs Leben gehen

Emden – Kunsthalle und MalschuleWenn man Eske Nannen nach ihren Motiven für die Gründung fragt, muss sie nicht lang überlegen. „Ich war einfach damals schon davon überzeugt, dass Menschen, die früh mit Kunst in Berührung kommen, gestärkt durchs Leben gehen“, sagt Eske Nannen. „Das heißt aber nicht, dass man nicht auch im Erwachsenenalter davon profitiert, im Gegenteil. In den Werkstätten der Malschule findet jeder seinen Freiraum, um abseits des alltäglichen Drucks die ureigenen schöpferischen Kräfte zu entfalten.“

Heute ist die Malschule – mittlerweile im eigenen Haus gegenüber der Kunsthalle – ein veritables Kunstzentrum für die Menschen der Region, und bietet ideale Bedingungen: 350 qm Atelierräume, die Ausstattung für nahezu jede Kunstrichtung, und derzeit 28 Künstlerinnen und Künstler aller Richtungen, die die Teilnehmer beraten und begleiten. Was es nicht gibt, sind Lernziele, Noten und Prüfungen: hier kann jeder frei seine eigenen Projekte umsetzen.

Malschule für Groß und Klein

Das aktuelle Programm enthält 58 Angebote, vom Jahreskurs Goldschmieden bis zur Kunstreise für Kinder nach Spiekeroog. Die Die Workshops richten sich an alle Kunstinteressierten: Kinder, Teenager, Senioren, Kleinkinder und ihre Väter, Menschen mit Behinderungen oder auch Teams von Arbeitskollegen. In der Malschule lernen sie von Künstlern das Malen mit Acrylfarben und Ölfarben, Zeichnen, Theaterspielen, Graffiti sprayen und mit Marker zeichnen, Bildhauern, Kunst- und Schmuckschmieden, Filmen und Schreiben.

Für die hier unterrichtenen Künstlerinnen und Künstler ist die Begegnung mit den Menschen und das gemeinsame Lernen und Erleben oftmals inspirierend, insbesondere die Arbeit mit Kindern. Kinder sind neugierig, stellen Fragen, wollen forschen, sich ausprobieren und Neues erfinden. Sie wollen mit allen Sinnen die Welt entdecken. Diese natürliche Freude und Motivation am Lernen wird von der Malschule unterstützt. Kleine Gruppen (max. 10 Personen) gewährleisten die ganz individuelle Förderung. Zurzeit besuchen ca. 250 Teilnehmer im Alter zwischen 2 ½ und 93 Jahren die Malschule.

Inzwischen haben mehrere Generationen junger Emderinnen und Emder ihre Kindheit in und mit der Malschule erlebt, viele streben anschließend in einen kreativen Beruf. Aber das ist laut Engelbert Sommer, Leiter der Malschule, gar nicht das eigentliche Ziel: „Das schöpferische Tun ist gerade bei Kindern vor allem Persönlichkeitsbildung. Sie lernen hier Dinge, die jeder im Leben braucht: sich Ziele setzen, Ideen entwickeln, die eigenen Kräfte und Fähigkeiten einschätzen, auf sich selbst vertrauen, mit anderen zusammenarbeiten, Widerstände überwinden und natürlich auch mal scheitern.“ Es ist kein Zufall, wenn das ein wenig nach Managerschulung klingt – auch so etwas wird angeboten. Außerdem gibt es Feste, Kunstreisen, Ausstellungen, Veranstaltungen, Fortbildungen und Symposien, Kunsttherapie, Nachmittagsangebote in Schulen, Musical- und Theateraufführungen, generationsübergreifende Aktionen mit Schülern und Bewohnern eines Seniorenheims – die Reihe ließe sich fortsetzen. Viele der Aktivitäten finden in Kooperation mit Partnern aus den Bereichen Gesundheit, Soziales und vor allem Bildung statt. Offenbar wirkt die Malschule als Katalysator für kreative Menschen und Unternehmungen, die sich eine Weisheit von Bert Brecht auf die Fahnen geschrieben haben: „Alle Künste tragen bei zu größten aller Künste, der Lebenskunst.”

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