Die Maltechnik von Dieter Laue basiert auf den Wechselwirkungen von Farbe = Materie und Wasser = Energie. Die Farben werden auf der Leinwand mit Wasser benetzt, das Wasser rinnt und sofort entstehen in den Farbflächen Konturen und Ufer, Grenzlinien und Vernetzungen.
Das ist ein schönes Spiel. Damit das aber nicht nur Zufall bleibt, werden die Farben durch das Beimischen von Füllstoffen in ihren grafischen Texturen vorhersehbar. Das Wasser zeichnet für mich. Diese Zeichnungen reichen von Holz- oder Linolschnitt artigen Linien, bis hin zu organischen Strukturen oder den Wirbeln und Schwingungen von Wasserbewegungen. Durch das Kippen und Drehen der Leinwand kann ich die Linie lenken, die Farben untereinander zu neuen Klängen mischen und alles zu einer sinnvollen Komposition zu gestalten.
Der Zusammenklang der Farbe des Untergrunds mit der Lauffarbe ist sehr anregend. Wenn ich z.B. über einen rosa, roten bis tiefroten Untergrund eine weiße Lauffarbe gebe, so wird das Linienspiel je nach Intensität des Grundes einmal zarter und einmal grafischer sein, mal in sanften Andeutungen, ein anderes Mal expressiv aufleuchten, blaue Liniaturen über einem gelb-grünen Feld erzielen eine eher traumhafte Stimmung.
Dieter Laues Maltechnik in gegenständlicher Malerei
Ein weiteres Verfahren ist das Tropfen oder Zeichnen in die feuchten Schichten der horizontal gelegten Leinwand. Tropfmuster, Linien, Gruppierungen, diese Zeichnungen sind sehr „primitiv“, d.h. sie sind kraftvoll und unmittelbar im Ausdruck, man kann nicht fummeln. Die Tropffarbe wird soweit getrocknet, dass die Ränder fest sind, der noch feuchte Kern wird mit Wasser ausgesprüht. Hierdurch entstehen kraftvolle Dreiklänge zwischen der Grundfarbe, der Deckfarbe und den Rändern der Tropffarbe.
Alles was ich erhalten will, muss ich mit dem Föhn oder Heizlüfter trocknen, dann kann ich den nächsten Prozess starten. Drei Malschichten übereinander sind mit dem Auge nachvollziehbar, danach wird es zu voll. Das gelungene Bild ist ca. nach drei bis fünf Stunden fertig. Bei Misslingen muss ich das Ganze neu weißen, denn schöne Partien aus dem alten Bild sind kaum integrierbar. Sie stemmen gegen den Fluss und das organisch Gewachsene des Bildes geht verloren.
Aber: das eben Gesagte gilt nicht nur für die abstrakte Malerei. Arbeite ich gegenständlich, was viele meiner Schüler tun, dann wird das Erzählte durch die Einwirkungen des Wasserflusses auf poetische Weise verfremdet ohne dabei ungegenständlich zu werden. Die Malerei gewinnt an Geheimnis und ihre Inhalte und Stimmungen erweitern sich über das Absichtliche hinaus. Das Lineare der Bildidee verbindet sich mit den fließenden Elementen. Mehr noch, speziell die gefürchteten Blockaden, das Feststecken im Bild werden durch dieses Fließen, dass das Bild in Minuten völlig verändert, aufgehoben. Das ist eine großartige und inspirierende Erfahrung.
Ganz gleich ob gegenständlich oder abstrakt, das überraschende an dieser Technik ist, dass auf der Malfläche durch das Fließen etwas entsteht, auf das ich als Maler/in reagieren kann. Das Dilemma des Malens, dass das Bild nur durch eigene fortwährende Aktivität, durch permanente Inspiration und Engagement vorwärts getrieben werden kann, hat ein Ende. Bild und Maler/in improvisieren gemeinsam, das Bild ist nicht mehr nur Produkt, es ist ein tätiges Gegenüber. Diese Erfahrung verändert das Malen völlig und kann eine echte Befreiung sein.
Dieter Laue
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