Benjamin Burkard ist ein junger, talentierter Künstler, der es geschickt schafft, faszinierende Bilder auf die Leinwand zu malen. Er orientiert sich stark an mechanischer und maschineller Natur, welche sich mit anderen Lebensformen, vorwiegend dem Menschen, verbindet.
Gerne möchte er uns seine Sichtweise in diesem Gastbeitrag näher bringen und lässt uns teilhaben an seiner Idee zur Maschinenästhetik.
Benjamin Burkard über Maschinenästhetik
Dass ein Leben ohne die Maschine in unserer Zeit nicht möglich wäre, wagt kaum einer zu bezweifeln. Wir sind als Menschen ständig in einem kreativen Zustand, welcher es uns erlaubt, nicht nur Symbole und Zeichen in der Welt bewusst oder unbewusst zu entschlüsseln und anzuwenden, sondern diese auch aktiv umzuwandeln. Dies ermöglicht uns zum Beispiel unbelebte Dinge zu kombinieren, sie ihres ursprünglichen Zwecks zu entfremden, um diese als eine Verlängerung unserer natürlichen Eigenschaften nutzbar zu machen. Solch eine kombinierte und vor allem zielgerichtete Zweckentfremdung wurde erstmals via Aristoteles als „einfache Maschinen“ deklariert, welche wir heute als „Werkzeug“ verstehen würden.
Heutzutage ist die Maschinerie jedoch nicht mehr zwangsweise an eine körperliche Funktion gebunden, sondern ist für die Allgemeinheit hin als nicht natürlich wahrnehmbarer Bestandteil unserer Kultur konstant und allgegenwärtig existent. (Stichwort: Virtualität)
Die Kunst hat mitunter die Aufgabe „Dinge sichtbar zu machen“
So finden wir uns heutzutage in der zeitgenössischen Kunst, sofern man sich dem Thema Maschine widmet, mit einer komplizierten Fragestellung konfrontiert: „Wo hört die Maschine auf, und wo fängt der Mensch an?“
Durch den Versuch der Darstellung auf Leinwand einer solchen Unbegreiflichkeit, entwickeln wir jedoch eine Art von Verständnis für deren Existenz. Das heißt im Klartext, dass die Ästhetik einer solchen nicht mehr an starre und rostige Eigenschaften gebunden ist, wie sie zu Zeiten der Industrialisierung betrachtet wurde. Ihre Entwicklung in eine virtuelle Version begünstigt in der Kunst eine bisher nie erlebte Freiheit der Darstellung einer Maschine, oder deren Produkte.
Wir können frei von jeder Konvention mit Farbe diese verzerren und symbolisch umwandeln. Die Hauptsache ist, die Maschine ist mehr als bloß eine Maschine, da frei nach Alan Turings Theorie einer Universalmaschine, diese nun keineswegs mehr nur an einen bestimmten Zweck gebunden ist, sondern durch Programmierung eine unendliche Anzahl an Zielbestimmungen durch den schon fast symbiotisch notwendigen „Programmierer“ erfährt.
Mehr sein als eine Maschine: Geht das überhaupt?
Wirft eine solche Darstellungsweise nicht auch gleichzeitig ein moralisches Dilemma auf? Denn wenn in der Kunst dem Motiv einer Maschine die gleichen Freiheiten gewährt wird, wie dem Menschen und organischen Elementen, wo finden wir dann eine klare Trennlinie? Brauchen wir überhaupt eine solche?
Das was uns als Mensch trennt oder bleibt, ist das Wirken durch die Kunst, welche uns in einem ständigen Zustand der Hinterfragung zurück lässt. Das heißt eben auch, dass die Kunst das Phänomen der Maschine ständig kritisch erweitern muss und sich nicht auf den aufgebauten Werten von vor 200 Jahren ausruht. Hören wir auf, solche Dinge zu hinterfragen, und sie einfach nur hinzunehmen, bleiben wir als das leblose Etwas zurück, wogegen wir uns seit Urzeiten wehren, als ein solches klassifiziert zu werden.
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