Sussi HodelIch habe bereits Kunst geliebt, als ich ein Kind war. Jedoch wollte meine Mutter, die in einer sehr künstlerischen Familie aufgewachsen ist, dass ich eine kaufmännische Ausbildung machen soll anstatt Kunst zu studieren. Sie wollte, dass ich mir damit eine Basis für meine Zukunft lege. Sie hat mir immer gesagt, dass ich später noch Kunst machen könnte. In meinem Fall hat es mich einige Jahre und ein zusätzliches Studium in Informatik gekostet, bevor mein Mann mir Vorschlug, dass ich meinem Herz folgen und Zeichenunterricht nehmen soll. Dies war der Weg zurück in meine künstlerische Zukunft.

Meine Bilder kommen aus einem Gefühl heraus. Zuerst habe ich ein Gefühl, das ich mit meinen Bildern ausdrücken will. Dann denke ich darüber nach, was dieses Gefühl darstellen könnte. Als nächstes gehe ich hin und fotografiere Menschen und Situationen oder ich suche im Internet nach Motiven. Schließlich sitze ich an meinem Computer und stelle die Bilder und Farben zusammen um ein neues Ganzes zu erstellen. Das ist dann der Entwurf für mein Bild. Wenn ich mich dann ans Malen mache, versetzte ich mich in das Gefühl zurück, das ich ausdrücken wollte. Je nach Thema berührt es mich wirklich sehr tief und ist für mich ein Leidensweg. Die Menschen zum Denken anzuregen gehört zu meinen Hauptthemen bei meiner Arbeit. Ich liebe die Arbeiten vom dänischen Maler und Illustrator Michael Kviums, seine Bilder sind oft sehr provokativ und grotesk. Ich bewundere seinen Mut zur Hässlichkeit, seine bunte Technik und den Blickwinkel in seinen Werken. Natürlich mag ich auch die großen Namen, Oskar Kokoschka, der ein fantastischer Expressionist war, Otto Dix mit seinem expressionistischen Realismus sowie Edward Hopper, der mich auch mit seinem Realismus-Stil beeindruckt. Ich versuche von ihnen zu lernen wie sie ihre Gemälde oder die Themen darin inszenieren.

Sussi Hodel – Kunst entsteht durch den Betrachter

Ich weiß, dass die Welt ohne Kunst blass wäre, und ich bin sicher, dass jemand die Kunst erfinden würde, wenn es sie nicht schon gäbe. Meiner Meinung nach, ist es ein Grundbedürfnis für den Menschen sich auszudrücken und zu zeichnen. Für mich ist es eine Notwendigkeit, obwohl ich Phasen habe, in denen ich überhaupt nicht male – manchmal brauche ich eine Ablenkung um den Kopf fürs Kreative wieder frei zu bekommen. Aber wenn ich male, bin ich meistens völlig verloren und nehme auch meine Umgebung nicht mehr wahr. Ich möchte, dass der Betrachter merkt, dass man nicht immer alles Sehen muss um zu verstehen. Oft reichen Teile von etwas und die eigene Fantasie ergänzt es zu einem Ganzen. Ich finde es auch spannend, wenn der Betrachter merkt, dass oft mehr in einem Bild steckt, als es auf den ersten Blick scheint. Ich habe kein favorisiertes Kunstwerk von mir, aber ich weiß welches für mich das wichtigste ist. Es ist das Bild bei dem ich nur einen Teil von einem Schlittschuh gemalt habe. Ich malte dieses Gemälde aus einer Laune heraus und fand die vielen Interpretationen und Rückschlüsse von den Betrachtern sehr spannend. Auf diesem Bild entstand die Idee, Bildausschnitte anstatt ganze Motive zu malen und eröffnete mir ganz neue Möglichkeiten.

Es gibt zwei S die mich frustrieren. Auf der einen Seite die mangelnde Anerkennung, dass viele die Malerei als Hobby und nicht als Beruf sehen. Die andere Sache ist, wenn ich versuche etwas auf der Leinwand festzuhalten und es mit jedem Pinselstrich schlimmer als vorher aussieht – und ich trotzdem weitermache. In diesen Momenten fehlt mir die Einsicht, einfach mal Pause zu machen. Ich finde es extrem spannend, wenn Jemand meine Werke anders als ich interpretiert. Es öffnet sich ein neuer Raum und versorgt mich mit neuen Erkenntnissen. Kunst entsteht durch den Betrachter und nicht nur durch die Kunst selbst. Wer sein Handwerk beherrschen will, braucht eine gute Basis. Ich finde es sehr wichtig verschiedene Techniken zu lernen und Materialien auszuprobieren. Darüber hinaus gibt es nur die eigene Inspiration und den Mut.

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