Brigitte Courté bietet in der Kunstakademie Würselen, Workshops rund um die Pastellmalerei an. Bereits seit 1985 setzt sie sich intensiv mit den verschiedensten Techniken der Malerei auseinander. Für den Staffeleien-Shop.de möchte sie Euch alles über die Tonwertmalerei erklären und anhand anschaulichen Bildern zeigen.

Tonwertmalerei

Ich gebe zu, dass ich mich lange Zeit davor gedrückt habe, mich intensiv damit zu beschäftigen. Ich habe zwar immer auf gute Hell-/Dunkelkontraste in meine Bilder geachtet und wohl mehr im Unterbewusstsein daran gehalten, aber so richtig bewusst eingesetzt habe ich die Tonwerte einer Kreide/Farbe nie. Als ich nun bei der Künstlerin Daggi Wallace in Kalifornien zu Besuch war und sie mich in die Weisheit der Tonwertmalerei einführte, erkannte ich wo es an meine Bildern haperte – das Zusammenspiel verschiedener Farben in einem Tonwert. Es ist schwer dies nun in schriftlicher Version zu erklären, aber ich will es an Hand von einer Paprika und vielen Fotos versuchen. Hier das Objekt:

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Ich habe bewusst ein einfaches Motiv mit unterschiedlichen Tonwerten ausgesucht. Dank modernster Technik können Fotos per Bildbearbeitungsprogramme am PC bearbeiten werden. Ich arbeite u.a. mit dem Programm Paint.Net, wo unter dem Register „Korrekturen“ das Foto in „Schwarz-weiss“ umgewandelt und im selben Register mit der „Tontrennung“ die beste Abstufungen heraus gesucht werden kann. Ich habe hier 9 Stufen ausgewählt und so sieht dann die Umwandlung der Farbfotografie aus:

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Doch wenn man draußen in der Natur Pleinair malt, kann man ja schlecht seinen Laptop mitschleppen. Da verwendet man eine spezielle rote Plastikfolien. Für alle Farben, außer Rottöne, verwendet man die rote und für Rottöne wird die grüne Folie eingesetzt. Diese Folien nehmen dem zu malendem Objekt die Farbe „weg“ und man sieht nur noch die verschiedenen Grauabstufungen – die Tonwerte.

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Hier nun die Motiv-Vorlage mit vorgehaltener roter Folie:

4Warum mit Tonwerten malen?

Habt Ihr Euch nicht auch schon ein Mal gefragt, warum manche Bilder so vibrieren und leuchten nun doch harmonisch wirken, obwohl Farben verwendet wurden, die vermeidlich nicht zu einander passen? Nun, da kommt die Tonwerte ins Spiel, denn wenn die Farben in den einzelnen Abstufungen den gleichen Tonwert haben, kann man sie nebeneinander setzen und so faszinierende Wirkungen erzielen. Bei meinem Beispiel der Paprika, habe ich auf den vier großen Töne die verschiedenen Kreiden
gelegt. Unter der roten Folie erkennt man gut, dass sie in den Tonwerten stimmig sind.

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Wie Ihr sehen könnt, verwende ich Grüne, Blaue und Lila Farbtöne, die aber in den einzelnen Tonabstufungen in etwa gleich sind (siehe Bild mit roter Folie).

Nun geht es ans Malen

Wer nicht gut im Zeichnen ist, hier ein kleiner Tipp. Motiv auf DIN A4 oder DIN A3 ausdrucken und die Rückseite mit einer passenden harten Kreide bemalen und verreiben. Bei diesem Motiv würde eine grüne Kreide gut passen. So sieht dann die Rückseite aus:

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Dann legt man die kreidebemalte Seite auf den Malgrund und zieht vorne vorsichtig mit einem Kugelschreiber (Bleistifte oder ähnliches ist zu spitz und würde zu sehr in den Malgrund hineindrücken) die Umrisse und Tonabstufungen des Motives nach.

Es gibt auch verschiedene farbige Transferpapiere zu kaufen. Diese haben jedoch den Nachteil, dass sie sich selten mit der Kreide verbinden und so manchmal zu sehen bleiben – was natürlich auch sehr interessant sein kann. Mit der Kreide-Technik hat man dieses Problem nicht, da die durchgepausten Striche sich mit den Kreiden oder bei der Untermalung mit der Farbe verbinden. Man sollte sich auch keine Gedanken darüber machen, dass man sich dieser Technik bedient – die Alten Meister hatte auch alle ihre Tricks und wenn sie unsere heutige moderne Technik schon damals besessen hätte, sie hätten sie ebenfalls ohne große Bedenken verwendet.

Untermalung

Nun können wir endlich mit dem Malen los legen. Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. man fängt direkt mit den Kreiden an oder,
2. man legt eine Untermalung an. Auch da gibt es mehrere Möglichkeiten, entweder mit den Kreiden selber und verwäscht diese mit Terpentin bzw. Acrylemulsion oder wie in diesem Falle mit Aquarellfarben. Auch mit einer wässrigen Acryllösung kann man diese anlegen. Warum untermalen? Nun, dafür gibt es verschiedene Gründe:

1. man lernt das Motiv kennen,
2. man setzt sich schon mit den Hell-/Dunkelwerten auseinander,
3. man kann mit den Farben spielen und ausprobieren welche Farbkombinationen einen zusagen, denn wenn nichts daraus wird, kann man es mit den Kreiden übermalen,
4. man hat keinen weißen Untergrund mehr vor sich, was bei einigen eine Hemmschwelle sein kann.
5. man kann die Untermalung locker durchblitzen lassen und so interessante Effekte erzielen.
Ich arbeite bei der Untermalung sehr gerne mit dem Komplementärkontrast (Rot zu Grün, Blau zu Orange, Gelb zu Lila und umgekehrt) und habe mit roter Aquarellfarbe, immer den Tonwert der einzelnen Bereiche vor Augen (da hilft nun der Ausdruck nach der Tontrennung) die Paprika locker angelegt.

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Nun kann man gut erkennen, dass ich oben wie auch auf der rechten Seite der Paprika nicht hell genug geblieben bin. Das muss ich nun bei der Übermalung mit den Kreiden berücksichtigen. Die ersten Kreidestriche bzw. –flächen. Ich lege erst ein Mal locker die ersten Farbschichten an, immer unter Berücksichtigung der Tonwerte . Die Kreiden liegen auch immer so in der Reihenfolge: Dunkel, Mittel, Hell, sehr Hell
auf den Tisch bzw. in den Töpfchen, damit ich nicht erst großartig danach suchen muss. Durch das Vormalen und der Graustufenvorlage weiß ich nun wo die jeweiligen Tonwerte im Motiv liegen.

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dunkel < mittel > hell

Ich entferne von jeder Kreide immer die Banderole und brechen sie in 2 Stücke, denn so kann ich mit der länglicheren Seite des Stücks flächenartig malen und locker die Flächen ausfüllen und setzte darüber die nächste Farbe. Dabei achte ich nun, dass ich in den einzelnen Tonbereichen mit den gleichen Tonwerten arbeite. Somit passt dann auch ein Lilaton zu einem Grünton, oder in einem Blauton ein Orangeton etc., man muss nur darauf achten, dass sie im Ton gleich sind und dafür braucht man am Anfang die Folie. Dadurch lernt man seine Farben besser kennen. Man wird am Anfang überrascht sein, wie oft man sich vertut wie hell oder dunkel eine Farbe im
Grauwert ist.

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Zwischendurch sollte man die Folie sowohl vor der Vorlage wie auch vor der gemalten Arbeit halten, um sich selber zu überprüfen, dass man in den richtigen Tonwerten malt. Bei meiner Arbeit erkenne ich nun, wo ich zu Hell und wo noch Dunkelheiten fehlen. Der Schatten unter der Paprika ist nach außen hin zu Dunkel und auf der linken Seite ist die Paprika in manchen Strichen zu hell. Der Lichtpunkt oben auf der Paprika ist zu Dunkel usw. Bei der weiteren Farbsetzung spiele ich nun und arbeite mit dunkel Lila, rot Lila und Rosa und verschiedenen Blautönen.
Das fertige Bild:
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